Sunday, September 23, 2007

Madame Freedom / Jayu buin, Han Hyeong-mo, 1956

Ein wunderschöner Film aus der klassischen Phase des koreanischen Kinos ist Han Hyeong-mos Melodrama Madame Freedom. Deutlich näher erscheint mir das Werk am Hollywoodkino derselben Periode als der Großteil des klassischen japanischen Films. Der Plot wird äußerst stringent erzählt - lediglich ein manchmal etwas ziellos im Gangstergenre wildernder Subplot mag nicht so recht ins Bild passen - und basiert auf solide auspsychologisierten Figuren. Einzig die szenische Auflösung tendiert eher in Richtung Japan (was nicht wundern darf, schließlich diente Korea bis zum Ende des zweiten Weltkrieges nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als ausgelagerte Produktionsstätte der japanischen Filmindustrie und es ist anzunehmen, dass die allermeisten in den 50er Jahren in Korea filmisch Tätigen ihr Handwerk bei Nikkatsu und Co gelernt haben).
Die Kamera ist sehr mobil und präzise. Von einer Bücherwand schwenkt sie in einer Szene zu Beginn des Films zu dessen Charakterisierungauf den Professor, komplementär findet sich am Ende dann ein Schwenk von seiner Frau, die mit ihrem Liebhaber tanzt aufs Bett. Han Hyeong-mo inszeniert subtil, effektiv und gleichzeitig immer wieder äußerst poetisch, und auch wenn am Ende Schattenwürfe wie Musik dramatischer werden, fällt der Film nie aus der Rolle und bleibt immer einem gewissen Realismusgedanken verhaftet, der freilich nie expliziert und eben deshalb auch nie aufdringlich wird.
Kernstück des Films ist eine großartige Nachtclubszene, die von einer schönen Kamerafahrt einmal durch den gesamten Raum und zurück eingeführt wird. Noch mehr als sonst zelebriert der Film hier flüssige Kamerabewegungen, die zwar nicht die Komplexität eines Ophüls aufweisen, aber ebenfalls dem sozialen Raum eine im Kino ungewöhnliche Vielschichtigkeit verleihen.
Bereits das erste Musikstück im Nachtclub ist eine wunderbare, leicht durchgeknallte Jazznummer, die alleine den Kauf des Soundracks lohnen würde, wenn ein solcher denn irgendwann einmal möglich sein sollte (bis dahin freilich ist es angesichts des Aufarbeitungsstandes der koreanischen Filmgeschichte noch ein weiter Weg...). Und dann folgt eine noch viel großartigere Mamboszene, die alleine den Kauf der DVD lohnen würde. ... und zu meiner großen Überaschung ist der Film tatsächlich, sogar mit englischen Untertiteln, auf DVD erschienen und hier käuflich zu erwerben.

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