Saturday, April 14, 2012

Just Tell Me What You Want, Sidney Lumet, 1980 (American Eighties 19)

Die Medienwelt der ausgehenden Siebziger. Die alte Garde ist weg, die slicken Nonkonformisten haben übernommen und inzwischen haben sie sogar wieder richtig viel Geld; vielleicht ist das Geld sogar noch das alte Geld, dafür spricht zumindest die Ausstattung, die konservative Wohlstandsikonografie (Lumets Filme sind immer auch Porträts der Räume, in denen sie spielen), vielleicht sind wirklich nur die Frisuren neu, die Erben der good old boys sind selbst good old boys. Filmstudios werden ausgeschlachtet, das Fernsehen regiert, New Hollywood ist kein Thema mehr (und vielleicht auch zurecht, scheint der Film, irgendwo in seinen textuellen Tiefen, zu sagen, weil es nichts an der Geschlechterordnung geändert hat). Die Frauen in ihren eng sitzenden, nach unten ausladenden Hosen; die Männer mit ihren hässlichen, voluminösen Frisuren: die kommodifizierte Gegenkultur der Siebziger, im Vergleich mit der die anbrechenden Hochglanz-Eighties fast schon wieder ehrlich sein werden.

Als Mediensatire wird der Film geführt, doch alles, was an ihm satirisch, überzeichnet ist (und letzten Endes auch alles, was bloß drehbuchfunktional verlogen ist, wie zum Beispiel das Ende), bricht sich an einer tiefer liegenden existenziellen Verzweiflung, die sich auch nicht so einfach aus den (sexistischen, ökonomischen) Machtverhältnissen ableiten lässt, um die es in der zentralen Beziehung zwischen Alan King und Ali MacGraw vorderhand geht; an der souveränen, klassischen Form, die so gar nicht tongue-in-cheek ist; am hemmungslosen Spiel Ali MacGraws, die der Kamera immer etwas mehr preiszugeben scheint, als alle anderen Figuren; ihre Brüste, zum Beispiel, in einer sehr intimen Einstellung vor der Spiegelwand im Schlafzimmer (die Spiegelwand, vielleicht das wichtigste Objekt im Film: immer wieder öffnet und teilt sie das Bild, bricht es auf, ein Irritationsmoment im Zentrum des sonst so flüssig durchexerzierten Films); an ausgestellt theatralen Momenten, kurz aufblitzenden Bühnenexzessen (Alan King, Myrna Loy).



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