Tuesday, June 25, 2013

Cheers 11.25

Eine tolle Szene in der letzten Episode von Cheers, einer eigentlich unmöglichen Episode, die etwas zuende bringen muss, was auf maximale Nichtabschließbarkeit angelegt ist - mehr als die meisten anderen Sitcoms, glaube ich. Die Crew (minus Diane und Rebecca, die als ehemalige love interests von Sam nichts mehr zu suchen haben in einer Runde, in der keiner auf einen anderen erotisch bezogen sein darf) gruppiert sich für einmal nicht mehr um den quadratischen Tresen, der immer gleichzeitig Barriere und Medium der Kommunikation ist, sondern im lockeren Halbkreis zwischen Tresen, Fernseher, Büro und dem Telefon im Durchgang zu Toiletten und Hinterzimmer, in einem Raum, der vorher immer wieder alles mögliche war: Rückzugsort, Transitraum, Manövrierfläche, narrativer und kommunikativer Verfügungsraum. Für einmal wird der Tresen als trennender Vermittler überflüssig, bis auf den auf zusammengekauerten, entmächtigten Sam sitzt auch niemand "korrekt" auf einem Platz, statt dessen: auf dem Boden, auf mehreren Stühlen, auf dem Tresen (Carla). Für einmal suspendiert die Serie außerdem ihren kommunikativen Modus der beständigen wechselseitigen Unterbrechung, jeder erhält die Möglichkeit, in der offenen, improvisierten Runde seine Sicht auf die Welt in erstaunlicher Ausführlichkeit auszubreiten - selbst Carla lässt Cliff ausreden. Das eigentlich erstaunliche: dass diese Szene trotzdem nicht ein komplettes Gegenmodell zu den vorherigen 271 Episoden synthetisch-modulierter Kommunikation darstellt; dass die einzelnen Beteiligten in ihren Monologen natürlich doch nur wieder - aber anders - dasselbe ausagieren können, was sie vorher am Tresen in immer neuen Variationen entworfen haben; dass die Szene lediglich offenlegt, wie sehr es in der besten aller Fernsehserien auch vorher schon immer um genuine Welterschließung im Miniaturformat gegangen war.



No comments: